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der traurigen sozialen Zustände die Verhältnisse sehr ungünstig. —
Der Weizenanbau erstreckt sich über ganz Italien; Weizen ist die
Hauptbrotfrucht und dient auch zur Herstellung der berühmten
Macear o ni. In den sumpfigen Niederungen Oberitaliens zieht man
Mais sowie in größerem Umfange Reis. Für die Volksernährung,
welche durch den einheimischen Körnerbau nicht gesichert ist,
spielt der Anbau von Hülsenfrüchten, Gemüsen und Kartoffeln
eine große Rolle. Der Weinbau Italiens liefert 32—48 Mill, hl
Wein und nimmt damit in der europäischen Erzeugung den zweiten
Rang ein. Bedeutend ist ferner der Anbau von Südfrüchten
(Zitronen, Apfelsinen), besonders seitdem durch die heutigen Trans-
portmittel das Absatzgebiet derselben erweitert worden ist. Die eß-
bare Kastanie, in Italien ein wichtiges Volksnahrungsmittel,
gedeiht in den Hügel- und Berglandschaften. Feigen- und Mandel-
baum (Bari) sowie der Ölbaum (Bari, Sizilien) liefern geschätzte
Ausfuhrgegenstände. Unter den Handelsgewächsen sind Hanf,
Flachs und Tabak von Bedeutung ; auf Sizilien gewinnt der Baum-
wollenanbau an Umfang. Italien liefert auch einen großen Teü der
in Deutschland verbrauchten Schnittblumen, insbesondere Rosen.
— Wie in Spanien, so hat auch in Italien die Waldverwüstung
viel Unheil angerichtet (Überschwemmungen, Dürre; beträchtliche
Holzeinfuhr). — Die Tierzucht richtet sich hauptsächlich auf
Schaf-, Rindvieh-, Ziegen- und Schweinehaltung. Berühmt ist der
um Parma hergestellte Ziegenkäse (Parmesankäse) und der aus
der Umgegend von Mailand stammende Gorgonzolakäse. Als Zugtier
gebraucht man neben dem Pferd vielfach Esel und Maultier.
Lombardei und Piémont haben die bedeutendste Seidenraupen-
zucht Italiens. Mit 3,5 Mill, kg Rohseidenerzeugung ist Italien
trotz einer beträchtlichen Abnahme (1891 über 4% Mill, kg) immer
noch der Hauptproduzent in Europa. — Die Seefischerei ergibt
Sardellen, Sardinen und Tunfische; ferner liefert das Meer Korallen
und Schwämme.
2. Bergbau. Da Italien gar keine Steinkohlenlager besitzt, kann von
der reichen Erzförderung nur ein Bruchteil im Lande selbst verhüttet
werden. Vorzügliches Eisenerz liefern Elba und Sardinien; auf der
letztgenannten Insel baut man auch Silber-, Blei- und Zinkerze ab.
Kupfererz fördert man bei Pisa und goldführendes Gestein am Monte Rosa.
Sicilien (Catania, Girgenti) und die Umgegend von Neapel liefern große
Mengen Schwefel. Weltberühmt ist der italienische M armor aus Carrara.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Niederungen_Oberitaliens Italiens Italien Hügel- Bari Bari Sizilien Sizilien Italien Deutschland Spanien Italien Mailand Italiens Italien Europa Italien Elba Sardinien Sicilien Catania Neapel Carrara
— 94 —
3- Die Industrie Italiens steht erst am Anfange ihrer Entwick-
lung. Das Fehlen der Steinkohle muß als ein verhängnisvoller Mangel
für sie bezeichnet werden, der durch die bedeutende und billige
Wasserkraft der Alpenflüsse nicht ausgeglichen werden kann. Immer-
hin könnte diese Kraft wie auch die der Abflüsse des Apennin noch
viel mehr ausgenutzt werden.
Die meisten der bis jetzt gepflegten Gewerbe schließen sich an die
Urproduktion an. Bereits erwähnt wurden Käse- und Maccaroni-
bereitung. Die Wurstfabrikation liefert die bekannten und geschätzten
Salami; in den Gebieten des Ölbaumes entwickelte sich die Seifen-
siederei. Ravenna und Cremona hefern von altersher die besten
Streichinstrumente. Hanf und Flachs bilden die Grundlage der
Leinen- und Hanfweberei in der Lombardei und in Venetien (Haus-
industrie). An diese schloß sich später die Juteweberei; auch wurde
Oberitahen mit seiner billigen Betriebskraft Sitz der Baumwollen-
industrie. Seidenspinnerei und -weberei finden sich überall in
Italien; ihre Mittelpunkte sind Mailand, Turin, Como, Neapel und
Messina. Altberühmt ist die Mailänder Tuchfabrikation. Die Stroh-
flechterei stellt Hüte, Geflechte aller Art und Matten her; sie hat
ihren Sitz in Florenz (Florentiner), Vicenza und Bologna. Alther-
gebrachte, blühende Gewerbe betreiben die Herstellung von Gold- und
Silberwaren, Filigranarbeiten, Bronzewaren, Marmor- und Ala-
basterarbeiten, Majoliken und Gläsern (Venedig). — Im Aufschwünge
befindet sich jetzt auch die Eisen- und Stahlindustrie. (Deutsche
und englische Kohle!) Voran steht der Schiffbau (Genua). — Endlich
ist die ,,Fremdenindustrie" zu erwähnen. Tausende ziehen alljährlich
in das Land, „wo die Zitronen blühn", um an den Seen oder an der Riviera
dem nordischen Winter auszuweichen, oder um den altklassischen Boden
Roms zu besuchen und dessen reiche Kunstschätze zu studieren. Auch
Neapel (Capri) und die Insel Sicilien sind Hauptanziehungspunkte.
4. Handel und Verkehr. Im Altertume bereits Schauplatz reger
Handelstätigkeit, entwickelte sich Italien im frühen Mittelalter mit
dem Mittelmeer zugleich zum Handelszentrum Europas. Durch die
Entdeckung des Seeweges nach Ostindien ging der Schwerpunkt
nach dem Westen und Nordwesten des Festlandes über, und erst in
der Neuzeit (Suezkanal, Alpenbahnen) ist Italien wieder zu einem
Durchgangsland für den Weltverkehr geworden. — Da für den
Binnenhandel die Flußstraßen kaum in Betracht kommen, baut
Italien sein Eisenbahnnetz immer mehr aus (1906 rund 16 300 km).
(Die Verwaltung der Eisenbahnen läßt viel zu wünschen übrig;
Unpünktlichkeit, Unsauberkeit und Unzuverlässigkeit des Personals
geben oft zu Klagen Veranlassung.) Je eine Linie führt die Küsten
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— 95 —
entlang. Nenne Städte an der Mittelmeerbahn, an der Adriabahn!
Beide sind durch Querbahnen verbunden:
1. Florenz—bologna, 4. Neapel—foggia,
2. Florenz—ancona, 5. Salerno—taranto—bari.
3. Rom—chieti,
Größere Dichte hat das Netz der Poebene mit Mailand als Mittel-
punkt. Dem internationalen Verkehr stehen zwei wichtige europäische
Schnellzugslinien zur Verfügung:
1. Der Nordsüdexpreß Berlin—brenner—verona,
2. Der Peninsularexpreß London—bologna—brindisi (ost-
indische und ägyptische Post).
Den Binnenhandel fördert endlich die sehr entwickelte
Küstenschiffahrt. Dem Außenhandel dienen die zahlreichen
und wohlgepflegten Alpenstraßen. Wiederhole dieselben! — Die
Handelsflotte Italiens unterhält mehr als 20 überseeische Dampfer-
linien (Navigazione Generale Italiana in Rom). Die bedeutendsten
Häfen sind: Genua, das durch die Gotthardbahn und den Suez-
kanal so emporgeblüht ist, daß es als Konkurrent Marseille gefährlich
wird (erster Auswandererhafen); Livorno für Toskana, Neapel
für Süditalien, Palermo für Sicilien. Brindisi dient hauptsächlich
dem Post- und Personenverkehr; Venedig, einst die Beherrscherin
der Meere, ist heute an die dritte Stelle gerückt.
Der Gesamtaußenhandel Italiens stellte sich 1906 auf 3,4 Milli-
arden M, seine Beteiligung am Welthandel betrug 1905 2,8%.
Stelle die Ausfuhrgegenstände zusammen! Eingeführt
werden Getreide, Baumwolle, Kohlen, Maschinen, Wolle, Häute und
Felle, Tabak. — Der Handelsverkehr mit Deutschland (Handels-
vertrag, Dreibund!) steht an zweiter Stelle und wächst beständig.
Wir beziehen von Italien hauptsächlich Seide (92 Mill. M), Südfrüchte,
Hanf, frisches Obst und Weinbeeren, Eier, Olivenöl, Marmor,
Schwefel (1906 für 241 Mill. M) und liefern dorthin Maschinen, Eisen-
waren, Tuch- und Zeugwaren, Leder, Anilinfarben, Bilder und
Stiche, Lokomotiven usw. (1906 für 231 Mill. M).
C. Die Kolonien,
welche das junge Königreich Italien erworben hat, nämlich Erythrea
am Roten Meere (Massaua) und Somaliland an der Ostküste Afrikas,
sind von geringer Bedeutung und erfordern vom Mutterlande große
Zuschüsse. Natürlicher und einträglicher wäre die Besitzergreifung von
Tunis gewesen. (Wer ist dort Italien zuvorgekommen?) Zur italienischen
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375
und sieht sich bald umgeben von den Gletschern der Schweiz. Durch den
Gotthardtunnel geht es hinüber nach Italien und im Tessintal hinab in
dre fruchtbare lombardische Tiefebene, an Mailand, Genua und Pisa vor-
bei durch das menschenleere Toskana nach Rom und Neapel.
Als wir in Neapel ankamen, lag der „Kaiser", ein gutes Schiff der
Ostafrika-Linie, bereits im Hafen. Es hatte die vierzehntägige Reise von
Hamburg um Spanien herum zurückgelegt und wartete nur auf die Ber-
liner Post, um sofort die Anker zu lichten und weiter zu dampfen. Am
Mittwoch, den 10. Mai, nachts lief der Zug ein; in zwei Tagen hatte
er die ungeheure Strecke von Berlin nach Neapel zurückgelegt. Sofort
wurde die Post auf das Schiff gebracht, die Ketten raffelten, Signale er-
tönten, die Dampfmaschine setzte sich in Bewegung, und langsam ging es
an Capri vorbei hinaus in die See nach Afrika zu. Bald sind die vielen
Lichter Neapels verschwunden, und man sieht nur noch den feurigen Schein
des Vesuvs und die Sterne am Himmel. Da wird es einem beklommen
ums Herz; denn nun ist die Brücke abgebrochen, die uns mit dem Vater-
lande verband, und nun geht es hinaus in unbekannte Länder zu Völkern,
deren Sprache man nicht versteht. Was wird uns die Zukunft bringen?
Doch wir sind ja in bekannten Gewäffern; denn hier ist der Apostel Paulus
entlang gefahren, als er nach Rom zog, um sich dort vor dem Kaiser zu
verantworten. Bald werden wir in die Gegend kommen, wo er Schiff-
bruch erlitten hat und so wunderbar errettet worden ist durch Gottes Barm-
herzigkeit. Und derselbe Gott, der mit Paulus gewesen ist, ist auch mit
uns; er ist noch heute ebenso lebendig und mächtig und treu. Wir kommen
durch die Straße von Messina, rechts sieht man Messina, links Rhegium
sich am Meere hinziehen und in Terrassen in die Höhe steigen. Nun
kommt Kreta in Sicht, die vielumstrittene Insel. Zwei Nächte haben
wir schon auf dem Schiff zugebracht, haben uns des Nachts gefreut über
den hellen Sternenhimmel und am Tage über das köstliche Blau der See.
In der Ferne sieht man Dampfer ihren Kurs verfolgen, sie tauchen auf
und verschwinden. Jeder geht stracks seinen Weg. Allmählich werden
wir bekannt mit dem Kapitän und den Offizieren des Schiffes und mit
der ganzen Reisegesellschaft. Es sind Offiziere, Unteroffiziere, Regierungs-,
Steuer- und Postbeamte, Kaufleute und Angestellte der Plantagen, Mis-
sionare, Deutsche und Engländer, Holländer und Schweden, Portugiesen
und Italiener, alles bunt durcheinander. Die meisten gehen zum erstenmal
hinaus und sind voller Jugendkraft und voll ftöhlicher Hoffnungen. Sie
haben ja so viel Geld in der Tasche, und die Freiheit winkt! Wieviel
Jntereffantes gibt es zu sehen, und was werden sie alles erleben! Nur
wenige sind alte Afrikaner, sie werden umlagert und ausgeftagt. Sie
lächeln über die naiven Fragen und denken an die heimkehrenden Schiffe.
Auf ihnen geht es stiller und ernster zu. Alle Passagiere haben die Tücken
der Fremde erfahren, viele sind bleich und eingefallen, die meisten etwas
enttäuscht. Wer sein Leben und die Bequemlichkeit und die Zerstreuungen
der Heimat lieb hat, der bleibe fern.
Nach fünf Tagen kommen wir an in Port-Said, dem Eingangshafen
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Extrahierte Personennamen: Apostel Paulus
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Italien Tessintal Mailand Genua Rom Neapel Neapel Hamburg Spanien Berlin Neapel Capri Afrika Rom Gottes Messina Messina Kreta Schweden Port-Said
— 81 —
Kastanien, die in den Gebirgslandschaften an Stelle von
Kartoffeln treten, eine große Rolle in der Volksernährung.
Außer dem Zuckerrübenbau, der seit drei Jahrzehnten
betrieben wird und den Bedarf des Landes an Zucker bereits
völlig deckt, gewinnen der Flachs- und Hanfbau in der
Lombardei immer mehr an Bedeutung.
Von großem wirtschaftlichen Werte ist der Weinbau
Italiens.
Er steht mit seiner Produktion von 40 bis 50 Millionen hl
Wein im Werte von 1 bis l1/^ Milliarden Lire nur Frankreich
nach. Die Ausdehnung der Weingärten schätzt man auf
3 Millionen ha. Die norditalienischen Weine sind meist leicht
und wenig haltbar; dagegen sind die südlichen Weine feurig
und likörartig und zum »Verschneiden« sehr geeignet. Von
hervorragender Qualität sind : Lacrimae Christi, Chianti und Asti.
Der Obstbau steht in hoher Blüte.
Zitronen, Orangen und Mandarinen sind die Haupt-
erzeugnisse desselben und Sizilien und Süditalien die wichtigsten
Anbaugebiete, sie liefern 9/10 des Gesamtwertes.
Auch Mandel-, Feigen-, Nuß- und Johannisbrot-
bäume sind neben unseren Obstsorten weit verbreitet.
Ganz besondere Beachtung verdient noch die Kultur der
Olive, die den größten Export unter allen Feldfrüchten liefert.
Die Olivenproduktion, die leider nur primitiv betrieben wird,
schwankt zwischen 1 bis 3 Mill, hl jährlich.
Die Viehzucht, besonders Rindviehzucht, steht in den
gebirgigen Randlandschaften Norditaliens am höchsten.
In Mittel- und Süditalien, besonders in Sizilien, wird
überwiegend Schaf- und Ziegenzucht betrieben; Esel und
Maultiere vertreten die Stelle der Pferde, Büffel die der
Rinder in den Maremmen.
Im Zusammenhange mit der Viehzucht steht die Käse-
und Wurstfabrikation in der Lombardei. Gorgonzola,
Parma, Lodi versenden weltberühmten Käse, Bologna und
Verona vorzügliche Salami- und Mortadellenwurst.
Die größte Bedeutung in der Tierzucht Italiens hat die
Seidenraupenzucht, die in den meisten Gegenden allgemeines
Hausgewerbe ist.
Mit seiner jährlichen Gesamtproduktion von 50 Millionen kg
Kokons und 41/2 Mill, kg Rohseide behauptet Italien unter
allen Staaten Europas den ersten Rang.
Wolff— Pflug, Wirtschaftsgeographie. Ii. 6
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Frankreich Christi Asti Sizilien Johannisbrot- Norditaliens Mittel- Sizilien Parma Bologna Verona Italiens Italien Europas
82 —
Auch die Geflügelzucht (Eierexport) bringt hohen
Gewinn; dasselbe gilt von der Seefischerei (Sardellen und
Thunfische), die gegen 1 000 000 Menschen beschäftigt.
Korallen und Schwämme hefern die Küsten Sardiniens und
Korsikas.
Ii. Bergbau und Industrie.
Der Bergbau Italiens, der seinen Sitz vorwiegend auf den
Inseln hat, ist im ganzen nicht bedeutend. Nur einzelne
Zweige sind von Wichtigkeit, so die Schwefelgewinnung,
deren Hauptsitz, Sizilien, das größte Schwefelproduktionsgebiet
der Welt ist.
Ferner die Gewinnung von Borax in Toskana, die in
Europa unübertroffen ist.
Auch den meisten und besten Marmor liefert Italien
(Carrara, wo in 400 Betrieben über 5000 Arbeiter beschäftigt
sind, und Massa).
Eisenerze erzeugt vor allem die Insel Elba, wo auch Hoch-
öfen zur Verhüttung derselben errichtet worden sind.
Salz wird vornehmlich im S. in sogenannten »Salzgärten«
gewonnen.
An Steinkohlen ist Italien sehr arm.
Industrie.
Das Gewerbe Italiens, das einst Weltruf genoß, steht
heute demjenigen der meisten nördlichen Staaten Europas
erheblich nach. Nur einzelne Zweige haben ihren guten Ruf
zu wahren gewußt. Dieser Rückschritt ist eine Folge der allzu-
langsamen Entwicklung des Kleinbetriebes zum Fabrikbetriebe.
Zwar stehen Arbeiter in großer Zahl, zu billigen Löhnen,
mit geschickten Händen und angeborenem Kunstsinne zur
Verfügung, aber es fehlt vor allem an Steinkohlen und Kapital.
In neuerer Zeit hat man der Großindustrie die trieb-
kräftigen Gewässer der Alpen dienstbar gemacht.
Aus diesem Grunde, und weil die Poebene für den
Kohlenimport am günstigsten liegt, hat sich auch in Oberitalien
die Industrie am besten entwickelt; doch deckt sie in den
meisten Zweigen den Bedarf des Landes noch nicht.
Die wichtigsten Industriestätten Norditaliens sind: Mailand,
Turin und Genua.
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Extrahierte Ortsnamen: Korsikas Italiens Sizilien Toskana Europa Elba Italien Italiens Europas Oberitalien Norditaliens Mailand Genua
— 83
Den Hauptindustriezweig bildet die Gewebeindustrie,
deren Glanzpunkt, die Seidenindustrie, gleichzeitig die be-
deutendste in Europa ist. Sie hat gleich der Baumwoll-
industrie ihren Hauptsitz in der lombardischen Ebene, und
zwar in Mailand, Turin, Genua, das weltberühmten Seidensamt
fabriziert, Venedig und in Neapel. Für die Seidenweberei be-
stehen über 2000 Etablissements, in denen neben einheimischer
große Mengen importierter Rohseide verarbeitet werden. Mai-
land, das im letzten Jahrzehnt Lyon überflügelte, ist jetzt der
größte Seidenmarkt Europas. Die Ausfuhr an Seide und
Seiden waren betrug 1902 566 Mill. Lire, der 230 Mill. Lire
für die Einfuhr gegenüberstanden.
Auch die Woll-, Leinen-, Hanf- (berühmte Seilerwaren)
und Juteindustrie haben ihren Hauptsitz in Oberitalien.
Höchst beachtenswert ist die italienische Strohflechterei,
die in Florenz (205 000), Bologna (152 000), Vicenza und
deren Umgebung gegen 40 000 Menschen mit der Herstellung
von Hüten, Strohmatten und Phantasiegeflechten im Werte von
30 Mill. Lire beschäftigt.
Die Glasindustrie hat zwar ihre frühere Bedeutung ver-
loren, doch beherrscht die Perlen- und Mosaikfabrikation noch
den Weltmarkt (Venedig).
Terrakotten, Majoliken, Fayence und Tongefäße
(Ölkrüge) werden für 10 Mill. Lire angefertigt.
Einen großen Aufschwung hat die Papierfabrikation
genommen, die Papier aller Art zum Export erzeugt.
Auch die Herstellung von Wachszündhölzchen ist
bedeutend. Die Ausfuhr beziffert sich auf über 2 Mill, kg aus
Turin, Mailand, Neapel.
Die Mascliinenfabrikation ist unbedeutend; dagegen der
Schiffsbau in dem Kriegshafen Spezia beachtenswert. Die
Hauptstadt des Landes, Rom (490 000), blüht als Kunst-,
Industrie- und Verkehrsstadt, als Residenz des Königs und
des Papstes.
C. Verkehr und Handel.
I. Verkehrswege. Außenverkehr.
Allgemeines. Italien erfreut sich einer außerordentlich günstigen
Weltverkehrslage; denn die Wege von Nord- und Mitteleuropa nach Nord-
afrika, dem Orient, Ostindien und Ostasien führen zu einem großen Teile
durch Italien. Die italienische Bevölkerimg mit ihrer kaufmännischen
6*
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Extrahierte Personennamen: C.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mailand Genua Venedig Neapel Lyon Europas Oberitalien Florenz Bologna Vicenza Venedig Turin Mailand Neapel Rom Italien Mitteleuropa Ostindien Ostasien Italien
— 85
1. Berlin—münchen—brenner—verona—rom (Nordsüd-
expreß).
2. Calais—paris—mailand—brindisi (Peninsularexpreß).
3. Hamburg—frankfurt a. M.—St. Gotthard—genua.
Binnenwasserstraßen. Der Mangel an schiffbaren Flüssen
und Kanälen wird teilweise durch eine lebhafte Küstenschiffahrt,
die zwischen den zahlreichen Häfen besteht, ausgeglichen. Von
einiger Bedeutung für den Binnenschiffsverkehr sind nur Po
und Tiber. Ersterer trägt von Piacenza größere Fahrzeuge.
Auch einige seiner Mündungsarme eignen sich für die Schiffahrt.
Beim Tiber dringt die Flut bis Rom, so daß er von hier ab
mit größeren Kähnen und kleineren Seeschiffen befahren
werden kann. Lago maggiore, Lugano-, Como-, Iseo-, und
Gardasee haben Dampferverkehr.
Weltverkehr. Mit seiner Handelsflotte, die Ende des
Jahres 1901 aus 5808 Fahrzeugen mit rund 1 Mill. Reg.-Tons
netto bestand, steht Italien an sechster Stelle. Die Zahl der
Dampfer betrug 471.
Der Raumgehalt der in den italienischen Häfen ein-
gelaufenen eigenen und fremden Schiffe machte im Jahre 1902
21,8 Miß. Reg.-Tons netto aus.
Unter den Seehäfen ragen Genua, Livorno, Neapel,
Messina, Brindisi und Venedig hervor.
Genua, die wichtigste Handels- und Hafenstadt des geeinigten
Italiens, durchlebt heute eine zweite Blütezeit. Neben ihrer außerordentlich
günstigen Lage in dem milden, fruchtbaren und dichtbevölkerten Küsten-
streifen Liguriens hat die Eröffnimg des Suezkanals und vor allem die
Gotthardbahn diesen neuen Aufschwung herbeigeführt. Durch die Gotthard-
linie ist Genua zum Hafen der Schweiz und eines großen Teiles von Süd-
deutschland gemacht worden. Mit seinem bedeutenden Schiffsverkehr
stellt dieser Hafenplatz Venedig und Triest weit in den Schatten. Die
Schiffe aller bedeutenden europäischen Schiffahrtsgesellschaften laufen den
Hafen von Genua regelmäßig an. Große Bedeutung hat Genua auch als
Aus wanderungshafen.
Italiens Seeverkehr spielt sich zwar in erster Linie auf
dem Mittelmeer ab; doch sind die Italiener mit Erfolg bemüht,
an dem transozeanischen Verkehr teilzunehmen. Von den
21 überseeischen Postdampferlinien gehen 2 nach Ostindien
und China, 4 nach Nordafrika, 4 nach Ägypten und Aden,
5 nach der Levante und 6 nach Südamerika und Westindien.
Il Außenhandel.
Allgemeines. Der Gesamtwert des italienischen Handels-
verkehrs mit dem Auslande belief sich im Spezialhandel des
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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— 77 —
Italien.
A. Die natürlichen Landesverhältnisse.
Lage. Italien oder die Apenninenhalbinsel liegt fast genau
zwischen denselben Mittagslinien wie Deutschland.
Es ist langgestreckt und nähert sich mit seiner Haupt-
raasse dem afrikanischen Kontinente bis auf 600 km, während
die Westspitze Siziliens nur 140 km davon entfernt ist.
Zwischen der südöstlichen Halbinsel Apulien und der Balkan-
halbinsel beträgt die Entfernung sogar nur 70 km.
Durch diese günstige Lage wurde Italien in früheren
Zeiten die Vermittlerin des Verkehrs zwischen dem Orient und
Nordeuropa und gleichzeitig zum Mittelpunkt und zur Be-
herrscherin des Handels auf dem Mittelmeere. Seit der Ent-
deckung Amerikas hat sich der Schwerpunkt des Handels
nach den ozeanischen Ländern verschoben.
Grenzen. Die Nordgrenze wird von den Alpen gebildet,
die Italien von Frankreich, der Schweiz und Österreich-Ungarn
trennen. Im 0. wird es vom Adriatischen, im S. vom Jonischen,
im W. vom Tyrrhenischen und Ligurischen Meere begrenzt.
Die gesamte Küstenlänge einschließlich der Inseln beträgt
6000 km.
Größe. Italien ist nur etwa halb so groß wie Deutschland.
(287 000 gegen 540 000 km) und besitzt auch weniger Ein-
wohner, nämlich 33 Millionen (gegen 56 Millionen).
Volksdichte. Dieselbe beträgt 113 auf 1 qkm und wird
in Europa nur von England, Holland und Belgien übertroffen.
Am dichtesten wohnt die Bevölkerung in der lombardischen
Tiefebene, die sogar zu den dichtestbevölkerten Gegenden Europas
gehört. Am dünnsten ist Sardinien bevölkert (33 auf 1 qkm).
Die Volksvermehrung ist bedeutend. Hieraus erklärt sich die
starke Auswanderung von 250000 bis 280000 Personen
jährlich, die meist als Arbeiter oder Hausierer usw. vorwiegend
nach Nord- und Südamerika auswandern.
Die Zahl größerer Städte ist nicht unbedeutend. Drei
Städte (Rom, Neapel, Mailand) haben 1/2 Million Einwohner,
zwei Städte (Turin und Palermo) mehr als Million, sechs
Städte (Genua, Florenz, Venedig, Messina, Bologna und
Livorno) mehr als 100 000 Einwohner.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Deutschland Westspitze_Siziliens Apulien Italien Nordeuropa Italien Frankreich Italien Deutschland Europa England Holland Belgien Europas Sardinien Rom Neapel Mailand Palermo Genua Florenz Venedig Messina Bologna Livorno
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Veranlagung ist eifrig bemüht, sich durch immer lebhaftere Teilnahme
an dem Weltwirtschaftsverkehre die Vorteile dieser günstigen Lage zu
Nutzen zu machen.
Post-. Telegraphen- und Telephonwesen *), die vor Jahrzehnten anderen
Kulturstaaten gegenüber arg vernachlässigt waren, haben in bezug auf
Ausdehnung und Leistungsfähigkeit rühmenswerte Fortschritte. gemacht.
Der Ausbau des Eisenbahnnetzes, dem sich ähnlich wie in Österreich-
Ungarn und der Schweiz durch Anlage von Gebirgsbahnen große
Schwierigkeiten in den Weg stellten, die lebhafte Küstenschiffahrt, das
Aufblühen der italienischen Seehäfen und die zahlreichen Dampferlinien
nach überseeischen Ländern beweisen, daß Italien an der gewaltigen
Verkehrsentwickelung der neuesten Zeit regen Anteil nimmt.
Landstraßen. Nachdem die von den alten Römern her-
gestellten Kunststraßen verfallen waren, stand es lange
Zeit um den Landstraßenverkehr Italiens sehr schlecht.
So gab es um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Sizilien so
gut wie gar keine, in Unter- und Mittelitalien nur wenige,
meist schlechte, unsichere Straßen. Oberitalien war wesentlich
besser daran. Die Anlage von Kunststraßen über die Alpen
zu Anfang des 19. Jahrhunderts war von günstigem Einflüsse
auf den Straßenverkehr der Poebene. Als erste der Alpen-
straßen entstand die auf Anregung Napoleons I. vom Genfersee
zum Lago maggiore erbaute Simplonstraße (1805 vollendet);
es reihten sich dann Stilfserjoch-, Brenner-. Splügen- und
Gotthardstraße an.
Eisenbahnen. Ende 1902 hatte das italienische Bahnnetz
eine Länge von rund 16 000 km; der langgestreckte Apenninen-
zug hat der Anlage von Bahnlinien zur Verbindung der Ost-
und Westküste große Schwierigkeiten bereitet. Das ober-
italienische Netz ist wegen der geringen Bodenschwierigkeiten
am besten ausgebaut. Seine Bedeutung wird durch den
Anschluß an die Eisenbahnen der Nachbarstaaten beträchtlich
erhöht. Drei Linien führen nach Frankreich, eine nach der
Schweiz und Südwestdeutschland (Gotthardbahn), drei nach
Österreich-Ungarn. Die Hauptknotenpunkte des norditalienischen
Bahnnetzes bilden Mailand, Turin, Alessandria, Genua, Verona,
Bologna und Udine.
Die Bahnlinie der Westküste geht von San Remo über
Genua, Pisa, Florenz, Rom nach Neapel. Die adriatische Linie
hat Mailand zum Ausgangs- und Brindisi zum Endpunkt.
Italien hat Anteil an drei internationalen Eisenbahnen:
*) Siehe Tabelle im Anhang.
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